Reise mit dem Zug in der Nacht

  Hier mein Bericht über unsere Zugreise von Dresden nach Köln, in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2008

 

Also am Montag, 14. Juli ging's los in Dresden Hbf. Robert und seine Mutter brachten uns zum Nachtzug, der pünktlich um kurz nach 21 Uhr aus Prag einfuhr. Obwohl Robert noch zurück nach Bautzen mußte, wartete er auf unsere Abfahrt und winkte dem ausfahrenden Zug nach.

 

Für Simon war es mit seinen acht Jahren die erste Nachtzugreise seines Lebens. Entsprechend aufgeregt war er; doch ich hatte ihn ja schon lange darauf vorbereitet, u.a. mit einem Besuch eines stehenden Schlafwagens in der Kölner Innenstadt vor ein paar Jahren. Auch bei Yahoo! Clever hatte ich vor ein paar Wochen eine Fragerunde gestartet, worauf man denn achten solle, wenn man mit einem Grundschulkind im Nachtzug verreist. Dort wurde ich beruhigt und ich wurde in meiner Ahnung bestätigt, daß so etwas für Kinder ein tolles Erlebnis ist.

 

Wir teilten unser 6er-Abteil zunächst nur mit zwei jungen Frauen aus England. Simon war ganz mit dem Einräumen und Bettmachen beschäftigt, doch nach einiger Zeit kamen wir zur Ruhe und beantworteten vor dem Einschlafen noch einige Fragen des "Fingerquiz" für Grundschüler, das wir am Tag bei der Parkeisenbahn Dresden erstanden hatten.

 

Die Klimaanlage war angenehm und gar nicht so kalt, wie wir zuvor noch gewarnt worden waren. Simon war sehr schnell eingeschlafen, auch ohne seine Stofftiere und obwohl er noch sagte, "ich kann bestimmt nicht schlafen" - doch schon lange vor dem Halt in Berlin-Schönefeld schlummerte er friedlich.

 

Leider hat die Deutsche Bahn wohl das bewährte System abgeschafft, daß in jedem Schlaf- und Liegewagen ein eigener Schlafwagenschaffner über die ruhenden Fahrgäste wacht. Die Fahrkartenkontrolle erfolgte von einer Bahnangestellten kurz hinter Dresden, die uns aber dort schon sagte, daß sie nicht die ganze Nacht im Wagen bleibt, sondern ab Berlin in den Zugteil umsteigt, der dort abgekoppelt wird und nach Kopenhagen weiterfährt. Folgerichtig stiegen in Berlin unkontrolliert eine große Gruppe junge Engländer und Amerikaner zu, die eine halbe Stunde lang vor unserem Abteil laut redeten und schließlich auch ohne Reservierung versuchten, sich auf die vorhandenen freien Liegen zu verteilen, was mit einer weiteren Störung einherging. An Schlaf war nicht zu denken, und als der Zug mit einiger Verspätung in Berlin wieder abfuhr und schließlich noch jemand reichlich angetrunken in unser Abteil kam und im Begriff war, sich in ein Bett zu legen, obwohl mittlerweile alle 6 Liegeplätze schon belegt waren, platzte mir endgültig der Kragen.

 

In Köln kamen wir dann mit nur noch einstündiger Verspätung an, da der Zug wohl auf der Strecke zwischen Berlin und Dortmund einige Zeit wieder aufgeholt hatte. Unsere englischen Mitreisenden schafften mit Hängen und Würgen noch ihren Anschluß-Thalys, obwohl sie fahrplanmäßig eigentlich 59 Minuten Aufenthalt in Köln gehabt hätten. Wir fuhren direkt nach Hause, waren aber so voll mit Erlebnissen, daß der ausgefallene Schlaf erst in der Folgenacht nachgeholt wurde.

 

Eberhard Blocher

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Hier ist mein anderer Bericht: Zugreise in der Nacht - www.zugreisenacht.de
Und hier können Sie Fahrkarten für die Nachtzugreise mit der Deutschen Bahn buchen - www.nachtzugreise.de
Hintergrundartikel zum Nachtzug - Februar 2015

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